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Depression Diary #3

Die Sehnsucht verachtet.
Dem Leben einer Benetzung getrotzt.
Durch Projektionen geglitten, den Blick immerzu abwendend vom grün-grau des Grundes.
Keine Neugier treibt mich fort.
Die Lust an dir verspürt, versonnen die Absicht zermürbt.
Entrückt zu sein, mag mein Schicksal sein?
Bis der Atem stockt zum Erbrechen.
Die Welt sich nicht mehr hingibt.

– Schrieb ich in meinem Kalender im Jahre 2014.

Nach einigen Shiatsu Sitzungen hab ich auch Akupunktur ausprobiert, da mich zudem noch Migräne plagte, welche mich seit meinem Autounfall 2008 oft besucht hat. Hat mir echt gut geholfen, diese Akupunktur – bei der Migräne zumindest. Ich hoffte auch auf seelische Heilung.
Seit dem Autounfall nennt mich meine Mom auch liebevoll Roll-Over-Girl, aber dies ist eine andere Geschichte.
Der Akupunkteur hatte zudem auch meine Aura gemessen,
also die Lebenskraft, die wir ausstrahlen,
weit über den sichtbaren Körper hinaus.
Diese war zu dem Zeitpunkt, da ich ja in einer depressiven Episode steckte, die Farbe wohl eher ein trübes Blau und reichte vielleicht nur einen Meter weit.
Er hat sie dann viel später, nochmal gemessen, im gesunden Zustand,
da reichte sein Arm gar nicht mehr aus.
Das kommt einem erstmal vor wie kompletter Humbug.
Aber gut, dachte ich mir, soll er sie mal messen.

Ich arbeitete zu dem Zeitpunkt, es war Anfang des Jahres 2014, neben dem Studium an einem Skilift im bayrischen Wald.
Es war ein Zwiespalt. Zum einen wollte ich absolut keine Menschen sehen, geschweige denn Kommunizieren. Zum anderen war es immer schön in den Wald zu fahren.
Auch das Gefühl dieser riesigen Erleichterung, nach der Arbeit nach Hause zu kommen, tat gut.
Heim, in meine kleine Höhle.


„Wird der Kopf wieder gesund?“
Diese Frage ging mir oft durch den Kopf.
Und schrieb sie daher auch auf Papier.
Das hat mir immer geholfen, das Schreiben.
So konnte ich etwas loslassen.
Niederschreiben. Es aus meinen Gedanken versuchen zu befreien.

Es blieb nicht mehr viel Zeit bevor die Semesterferien zu Ende gingen.
Also nicht mehr viel Zeit zu genesen.
Doch wie heile ich diese Depression?
So einen richtigen Weg hatte ich zu der Zeit noch nicht gefunden.

Ich bin zu der Zeit auch viel Joggen gegangen.
Da ich auch viel darüber gelesen hatte, wie viel Sport und Bewegung bei psychischen Krankheiten bewirken kann.
Nur, welche Überwindung es einen jedes einzelne Mal kosten mag, davon schrieb kaum jemand!
Dennoch spürte ich, wie es in mir von Tag zu Tag etwas heller wurde.
Ich wurde wieder mehr Ich.
Fühlte mich wieder mehr wie ich selber.
Es wurde wieder leichter, rauszugehen. Freunde zu sehen. Zu reden.
Es wurde wieder leichter zu leben.

Allerdings war dies die erste depressive Episode, es sollten noch einige mehr folgen.
Ich möchte mich hier aber an alle Betroffenen und auch Angehörigen richten:
Ja, es gibt Heilung.
Ja, es wird wieder heller. Oft wird es erst noch viel dunkler, bevor es heller wird.
Aber, gebt nicht auf!
Das ist das wichtigste. Nicht den Mut und die Hoffnung verlieren, selbst wenn es noch so aussichtslos erscheint und nichts zu wirken scheint. Depression ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Unterschiedlich schwer, unterschiedlich lang.
Wir sind alle wandelnde Individuen, die nicht den Gleichen Heilungsweg haben.
Es gilt herauszufinden, welcher der eigene ist.

Aber gebt nicht auf. Es gibt so viel Liebe um euch herum, die ihr in diesem Moment nicht sehen und schon gar nicht spüren könnt. Doch sie ist da.
Sie ist überall.

//
Ein dritter Einblick in den Beginn meines Krankheitsverlaufes. Ich möchte jeden Montag weitererzählen und aus dem Nähkästchen plaudern. Ich möchte darauf aufmerksam machen, dass es wichtig ist über das Thema Depression und mentale Gesundheit zu reden. Ich würde mir wünschen, dass man psychisch Erkrankte nicht alle in eine Schublade steckt. Umso offener man kommuniziert, umso eher kann einem geholfen werden, diese Erfahrung musste ich auch machen und umso kürzer kann der Leidensweg sein. 

Ihr dürft hier offen alles fragen, schreiben, teilen. 

Gerne auch via e-mail. 

Mit Liebe, Susi

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