Es war November im Jahre 2013, ich war damals 23 Jahre alt. Ich wusste irgendetwas stimmt nicht.
Ich hatte bereits einen Kurztrip nach Edinburgh, Schottland gebucht und wusste, dass etwas nicht in Ordnung ist. Nicht normal ist.
Ein Gefühl der inneren Unruhe wurde immer präsenter, immer unangenehmer. Ich hatte immer weniger Freude daran, mich mit Freunden zu treffen oder auf irgendeine Art zu kommunizieren.
Es wurde immer anstrengender, einfache Alltagsgeschichten zu bewältigen.
Es fühlte sich an, wie ein immer größer werdender Ameisenhaufen im Bauch und bekanntlich sind Ameisen ständig am arbeiten. Es war schwierig zur Ruhe zukommen.
Denn auch im Kopf wechselten sich die Gedanken mit Handschlag ab.
Vor allem nachts. Vor allem immer. Sie waren nicht ruhiger-, geschweige denn abzuschalten.
Der Kopf voll, die Ameisen im Bauch am arbeiten und der Semesterplan vollgepackt.
Irgendetwas stimmt nicht.
Ich dachte, ein Tapetenwechsel würde gut tun. Drum bin ich alleine mit dem Flixbus nach Berlin und von dort aus nach Schottland geflogen. Aber, man nimmt sich ja überallhin mit.
Davon davonzulaufen war nicht möglich.
Schnell fingen die Ameisen und die Gedanken wieder an zu arbeiten und zu rotieren.
Die Energie, ich hatte viel davon, wurde immer schwächer.
Die Umwelt immer grauer, die Gedanken trüber, die Zukunft immer ferner.
Ich blieb fünf Nächte, in einem Airbnb Zimmer bei einer netten älteren Gastgeberin, Terry. Sie war noch berufstätig und nicht viel zu Hause, drum hatte ich herrlich viel Zeit für mich, wenn ich im Haus war.
Das Foto oben entstand in ihrer Küche.
Aber irgendetwas stimmte eben nicht. Der Drang die Gegend zu erkunden war gedämpft.
Die Schritte wurden immer schwerer und der Supermarkt um die Ecke die reinste Überforderung.
Der Fotoapparat gab mir Halt, das Gewohnte und Vertraute Gerät, wo ich jeden Knopf kannte.
Also trotzdem raus und los die Stadt erkunden.
Am Ende jeden Tages, wieder in Terry’s Haus in einer früheren Arbeiter-Siedlung, erkannte ich, dass die Erschöpfung stieg. Ab einem gewissen Punkt wollte ich nur noch nach Hause.
Der Flieger kam mir enger vor als beim Hinflug, die Busfahrt zurück viel länger als auf der Hinreise.
Als ich einem Freund von der Reise kurz nach Heimkehr erzählte, er war wie auch alle drei meiner WG-Mitbewohner damals ein Student des Studiengangs Soziale Arbeit, meinte dieser: „Susi, du hast eine Depression.“
Er bekam auch schon vor dem Trip mein, ich formuliere es mal als „ungewohntes Verhalten“, mit, wodurch sich seine Vermutung nur noch mehr bestätigte, er erklärte mir einige Symptome.
Der 1. Arztbesuch folgte.
//
Ein kleiner erster Einblick in den Beginn meines Krankheitsverlaufes. Ich möchte jeden Montag weitererzählen und aus dem Nähkästchen plaudern. Ich möchte darauf aufmerksam machen, dass es wichtig ist über das Thema Depression und mentale Gesundheit zu reden. Ich würde mir wünschen, dass man psychisch Erkrankte nicht alle in eine Schublade steckt. Umso offener man kommuniziert, umso eher kann einem geholfen werden, diese Erfahrung musste ich auch machen und umso kürzer kann der Leidensweg sein.
Ihr dürft hier offen alles fragen, schreiben, teilen.
Gerne auch via e-mail.
Mit Liebe, Susi
Gerne könnt hier auch kommentieren was das Zeug hält! Freue mich über jede Nachricht von euch 🙂